Die Hannover Messe will die Transformation der Industrie erlebbar machen. Und in der Tat: Der Gang durch die vielen Messehallen zeigt eine schier unüberschaubare Vielfalt von Anbietern, die ihren Beitrag zu Industrie 4.0 anpreisen. Und ja, es sind viele innovative und technisch überzeugende Lösungen dabei, die uns helfen, unsere Aufgaben schneller und besser zu erledigen.
Aber wo fange ich überhaupt an, welche der Lösungen aus der unüberschaubaren Anzahl von Anbietern brauche ich? Aus den Gesprächen am Stand hören wir immer wieder heraus, dass viele Unternehmer und Entscheidungsträger mit dem Umfang und der Komplexität der Digitalisierung überfordert sind. Und auch die Frage, wohin das Ganze führen soll, steht immer wieder im Raum.
Immerhin: gegenüber der Situation vor einigen Jahren hat sich viel getan, an etlichen Ständen sieht man jetzt auch handfeste Referenzen zu erfolgreichen Digitalisierungsprojekten. „Industrie 4.0“ wandelt sich vom Hype zu einem ersten Thema, und KI ist der neue Hype. Nüchtern betrachtet wird sind aber die erfolgreichen Projekte oft das Ergebnis von einer klaren Vision und handfester Ingenieursarbeit. „Industrie 4.0“ kann man nun mal nicht einkaufen, sondern „Industrie 4.0“ muss gelebt werden: Daten überall verfügbar, horizontale und vertikale Vernetzung über die Unternehmensgrenzen hinweg – es tönt spannend, erfordert aber in den meisten Unternehmen einen massiven Sinneswandel und ein Umdenken in der Organisation. Denn genau diese Verfügbarkeit von Informationen ist im klaren Widerspruch zu dem heute oft noch vorhandenen Silodenken und der klaren Befehlshierarchie in Unternehmen. Und so erleben wir immer wieder, dass Industrie 4.0 nicht an der Technik, sondern an der Organisation und an Mitarbeitenden scheitert, die für den Wandel (noch) nicht bereit sind. Hier ist immer noch viel Aufklärungsarbeit notwendig, sei es um den Nutzen aufzuzeigen, aber auch um Veränderungsängste abzubauen. Und dazu ist es höchste Zeit, denn mit KI steht schon die nächste grosse Veränderung vor der Türe – und wieder ist die Technik nur ein kleiner Teil…